ABFALL & RECYCLING
Wir versprechen, in Zukunft keine Geschenke mehr an Kinder zu ver­teilen, deren Erzeugung und Entsorgung nicht
100%
klimaneutral erfolgt.
Versprechen nicht auf Kurs.

Liebe Migros

Im Rahmen der Aktion Generation M gebt ihr unserer Jugend unter dem Titel eines Nach­hal­tig­keitsprogramms das Versprechen ab, euch mit diversen Massnahmen für die Umwelt und somit für die Zukunft unseres Planeten einzusetzen. Eine tolle Sache, finde ich. Deshalb mei­ne Frage an Euch:

Wie entsorgt man den Sondermüll korrekt, den Ihr
im Rahmen von Kundenbindungsprogrammen
an unsere Kinder verteilt habt?

Beispiel 1: Captor Mania

Captor Mania Collection

Wirklich herausgefunden haben wir nie, wofür man diese Captors nutzen sollte - man darf sie wohl als nutzloses Stück Abfall bezeichnen. Es handelt sich um runde Plastikstücke mit unterschiedlich starken Magneten darin. Das Gewicht unserer Familiensammlung ist stolze 1384 Gramm. Wenn man das hochrechnet auf die ganze Schweiz, so möchte man sich gar nicht vorstellen, welche Energie in diese Captures gesteckt wurde und welche Umwelt­ver­schmutzung alleine durch die Herstellung verursacht wurde.

Captor Mania Collection Captor Mania Collection

Die Tatsache, dass es sich um Magnete handelt, lässt den Schluss zu, dass hier auf äusserst blödsinnige Weise zwei eigentlich zu trennende Materialien kombiniert wurden: Plastik und Metall. Einen Capture habe ich mit dem Messer aufgeschnitten. Dafür brauchte ich mehrere Minuten, derart stabil ist die Plastikhülle. Und es hat sich gezeigt: Im Inneren steckt ein Stück Metall.

Was ist mit all diesen Captures, die in der Schweiz verteilt wurden, passiert? Sie landeten wohl allesamt im Haushaltmüll. Es wurden also tonnenweise Captures in unseren Kehricht­ver­bren­nungen in Sondermüll umgewandelt und grosse Mengen CO2 freigesetzt.

Wie, liebe Migros, kann man die Captures korrekt entsorgen?

Beispiel 2: Suisse Mania

Suisse Mania Collection

Bei der Suisse Mania müssen wir immerhin zugeben, dass unsere Kinder eine kurze Zeit ihre Freude daran hatten. Aber auch diese Plastikteile waren bald vergessen. Störend war insbe­sondere die Qualität der Produkte: Kaum ein Dach passte perfekt auf den Sockel. Wie oft bei solchen Aktionen fragte man sich, ob weniger in guter Qualität nicht wesentlich mehr gewe­sen wäre. Es war offensichtlich, dass in erster Linie gespart wurde. Es war also nie beab­sich­tigt, etwas Sinnvolles unter die Leute zu bringen.

Unterdessen haben wir das Volumen von rund vier solchen Sammelsäcken dieses Abfalls abgestellt - mit Ausnahme der Spezialteile mit Elektoanteilen (also Elektroschrott) alles Plastik. Auch hier ist schweizweit eine riesige Menge Haushaltabfall enstanden, mit den entsprechenden Folgen für unsere Umwelt sowohl bei Produktion als auch Entsorgung.

Wie, liebe Migros, kann man diese Plastikhäuser korrekt entsorgen?

Beispiel 3: Farm Mania

Die Plastiktierchen der Farm Mania sind im Moment ein echter Renner: Die Kinder nutzen sie in der IKEA-Küche in der Bratpfanne, stopfen sie in irgendwelche Gefässe oder sortieren sie ganz einfach. Einzig als Tiere eines Bauernhofs werden sie nicht genutzt, aber so sind halt Kleinkinder.

Erstmalig sind in dieser Aktion keine Materialvermischungen passiert, was theoretisch ein Recycling möglich macht. Vielleicht gab es ja bereits negatives Feedback, was berücksichtigt wurde, wer weiss. Trotzdem wurde aber wieder eine riesige Menge Plastik in die Welt hinausgetragen, was unterdessen bestimmt zu grossen Teilen im Abfall gelangt ist.

Zusätzlich zu den Tierchen wurden auch Samenpakete verteilt, die jeweils zusammen mit etwas Erde direkt in einen Topf gegeben werden können.

Farm Mania Collection

Qualitativ gibt es auch hier mehrere Kritikpunkte:

  1. Die Plastiktierchen zusammen mit dem Begleitbuch haben zugegebenermassen einen Bildungswert. Aber wie soll man den Kindern erklären, dass ein Eichhörnchen ebenso gross wie ein Kalb ist und eine Gans einem Pferd bis zum Rücken reicht?
  2. Die Samen sind eigentlich eine tolle Sache, die Kinder können lernen, wie aus so winzigen Kernen eine richtige Pflanze wächst, die uns sogar etwas zu Essen geben kann. Schade nur, dass die Aktion Ende Sommer lief, also sehr lange nach der Saatzeit. Coop hatte eine ähnliche Aktion (übrigens ohne Plastiktierchen) im Frühling wesentlich schlauer terminiert.
Die Samen, liebe Migros, kann man nach dem Auspacken bei Nichtgefallen einfach irgendwo in den Garten werfen. Das ist vorbildlich, danke!
Über die Plastiktierchen müssen wir aber nochmals reden...

Fazit

Den Gedanken hinter diesen Aktionen verstehe ich natürlich: Die Kinder sehen die 'Geschenke' im Laden und drängen ihre Eltern, diese zu sammeln - also für die Einkäufe immer in denselben Laden gehen. Zusätzliche 'Sondergeschenke' am Mittwoch nutzen die Tatsache, dass Schulkinder noch immer am Mittwoch nachmittags frei haben. Was also Besseres tun als Einkaufen gehen? Das ist Kundenbindung, die funktioniert. Und unglaublich aber wahr: Ich versuchte auch schon, solche Aktionen gezielt gegenüber den Kindern zu verschweigen. Das ist ein absolut chancenloses Unterfangen, man müsste die Kinder zuhause einsperren. Coop schickt sogar die Sammelalben per Post zu den Familien nach Hause.

Was die Umweltbelastung und auch die Qualität der Aktionen anbelangt, so ist mein Fazit, dass Coop zwar ebenfalls mehrmals pro Jahr solche Aktionen startet, jeweils aber eine klar kleinere Materialschlacht vollführt als die Migros - mit entsprechend weniger Nachteilen für die Umwelt. Ich würde mir wünschen, dass die Migros sich dem Coop anpasst oder - noch besser - beide Warenhausketten ganz auf solche Aktionen verzichten. Andere Warenhäuser verzichten unterdessen aus Umweltschutz- und Kostengründen auf die automatische Herausgabe von Verkaufsquittungen an der Kasse. Das Sparpotential bei den hier kritisierten Aktionen wäre massiv grösser als bei den Quittungen. Und das könnte direkt an die Kunden weitergegeben werden, wodurch die Einkäufe preiswerter würden.